Johannisfeuer

Tomatensorte Johannisfeuer

Die Geschichte der Sorte Johannisfeuer

Die Geschichte beginnt mit der Königlichen Lehranstalt für Wein-, Obst- und Gartenbau zu Geisenheim am Rhein. Ende der 1890er-Jahre fand man in Geisenheim eine halbhoch wachsende Tomate mit hohem Ertrag und gerippten Früchten. Neben ihrem hohen Ertrag zeichnete sich diese Tomate durch ihre Frühzeitigkeit aus, was natürlich eine erstrebenswerte Eigenschaft war.

In den Folgejahren begann man diese Tomate züchterisch zu bearbeiten und nannte sie Geisenheimer Frühtomate. Das Ziel der Züchter war es, eine markttaugliche, ertragreiche, frühreife Tomate mit gleichmäßig runden Früchten zu entwickeln. 1902 gab es die ersten Hinweise auf eine Ähnlichkeit mit der Ficarazzi. 1906 wurde bestätigt, dass es sich tatsächlich um eine Selektion aus der Ficarazzi handelt.

1904 wurde die Sorte erstmals als Geisenheimer Frühtomate bezeichnet und hatte nach wie vor gerippte Früchte. Zu dieser Zeit brachte ein findiger Saatguthändler die Sorte Johannisfeuer auf den Markt und bezeichnete sie als „verbesserte Geisenheimer Frühtomate. Ihre Früchte sollten wie gewünscht rund und kaum noch gerippt sein.

In einem groß angelegten Vergleichsanbau der Geisenheimer Frühtomate mit Johannisfeuer war kein Unterschied feststellbar. Was blieb, ist Johannisfeuer als zweiter Name für die Geisenheimer Frühtomate. Die Zucht ging weiter und 1908 kam dann die echte verbesserte Geisenheimer Frühtomate auf den Markt. Sie hatte nun die gewünschten Eigenschaften und gleichmäßig runde Früchte, die kaum noch gerippt waren.
Quelle: Jahresberichte 1899 - 1913 der Königlichen Lehranstalt für Wein-, Obst- und Gartenbau zu Geisenheim am Rh.

  • Ficarazzi und Johannisfeuer sind nicht identisch, da es kleine morphologische Unterschiede gibt.
  • Die verbesserte Geisenheimer Frühtomate von 1908 gilt leider als verschollen.
  • Die Geisenheimer Frühtomate von 1904 lebt als Johannisfeuer fort. Sie steht wie viele alte Sorten
    auf der Roten Liste der gefährdeten einheimischen Nutzpflanzen und ist vom Aussterben bedroht.

Sortenbeschreibung

Johannisfeuer und Geisenheimer Frühtomate sind also beides Bezeichnungen für ein und dieselbe Tomatensorte. Johannisfeuer ist eine ertragreiche, nicht allzu hoch wachsende Stabtomate. Die Sorte liefert bildhübsche kleine, gerippte, leuchtend rote Fleischtomaten mit einem vorzüglichen, altmodischen Tomatenaroma.

Die normalblättrigen Pflanzen haben mittelgrünes Laub und einen kräftigen, stämmigen Wuchs. Bei mir werden sie mit 2 bis 3 Trieben um die 160 cm hoch. Die kräftigen Rispen verzweigen sich meist und bilden Doppeltrauben mit bis zu 10 Früchten. Von der Befruchtung bis zur Erntereife vergehen bei der mittelfrüh reifenden Sorte circa 60 Tage. Damit wird diese Fleischtomate verhältnismäßig früh reif.

Im Durchmesser erreichen die Früchte 5 bis 8 cm, werden 4 bis 5 cm hoch und bringen bis zu 200 g auf die Waage. Von der Form her sind sie platt- oder breitrund und vom Stielansatz ausgehend mehr oder weniger stark gerippt. Im Inneren präsentiert sich ein saftiges, gut durchgefärbtes Fruchtfleisch mit mehreren Samenkammern.

Eine weitgehend platzfeste Haut sorgt für eine gute Freilandtauglichkeit. Den Geschmack würde ich als sehr gut bezeichnen. Ein klassisches fruchtig-süß-säuerliches Tomatenaroma mit einem ausgewogenen guten Verhältnis von Süße und Säure.

Übersicht

T327
Johannisfeuer, Geisenheimer Frühtomate
Wuchsform:Stabtomate, normalblättrig
Herkunft:Deutschland, 1904
Fruchttyp: Fleischtomate
Fruchtfarbe: rot
Fruchtform: plattrund, gerippt
Fruchtgröße:
Ø 5 – 8 cm, ⇕ 4 – 5 cm
Fruchtgewicht:bis 200 g
Reifezeit:55 – 65 Tage – mittelfrüh
Wuchshöhe:indeterminiert, um 160 cm
Geschmack:fruchtig, süß-säuerlich
Standort: Gewächshaus, Freiland, Kübel
Ertrag: hoch

Meine Erfahrungen mit der Sorte Johannisfeuer

Johannisfeuer ist eine anspruchslose Sorte mit prächtigen roten Früchten und einem hervorragenden Geschmack. Die Pflanzen sind robust, nur wenig anfällig gegenüber Krankheiten und fruchten auch bei kühlen Temperaturen, wie hier am Rande des Erzgebirges sehr zuverlässig. Deshalb und wegen der kurzen Reifezeit kann ich diese Sorte auch für kühlere Gegenden mit kurzen Sommern empfehlen.

Johannisfeuer ist für den geschützten Anbau im Gewächshaus geeignet, kommt aber auch mit den klimatischen Bedingungen unter freiem Himmel gut zurecht. Der Anbau in Kübeln und Töpfen ist ebenso möglich, allerdings sollte man nur auf große Gefäße setzen und für eine vernünftige Versorgung mindestens 30 Liter gute Erde pro Pflanze einplanen. Ein Regenschutz ist bei Tomaten generell zu empfehlen, hier aber nicht zwingend notwendig.

Johannisfeuer steht, wie die meisten meiner Tomatenpflanzen im ungeschützten Freiland. Nach den Eisheiligen, wenn keine Spätfröste mehr zu erwarten sind, bekommen die Jungpflanzen ein sonniges Plätzchen, werden mit ca. 80 cm Abstand ausgepflanzt und mit 2 oder 3 Trieben am Spalier aufgeleitet. Mein Boden wird stets mit einer Mulchschicht abgedeckt, das hält ihn gleichmäßig feucht und ich kann mir das Gießen sparen.

Der Pflegeaufwand ist somit nur minimal, denn bis aufs Ausbrechen der Geiztriebe und Anbinden am Spalier gibt es nicht mehr viel zu tun. Ende Juli kann ich bei mir mit den ersten reifen Früchten rechnen und die Ernte beginnt. Die Pflanzen sorgen einige Wochen lang für wohlschmeckende Fleischtomaten, die sich bestens für einen frischen Tomatensalat eignen, oder in der Küche die Vorratsgläser für den Winter füllen.

Bewertung     

Johannisfeuer ist eine unkomplizierte, robuste und pflegeleichte Tomatensorte, die auch im Freiland gut zurecht- kommt. Eine hervorragende rote Fleischtomate mit wunderschönen Früchten, hohem Ertrag und ausgezeichneten Geschmack. Für mich ist es eine durchaus erhaltenswerte Tomatensorte, um die es wirklich schade wäre, wenn es sie nicht mehr gäbe.

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