Canestrino di Lucca

Tomatensorte Canestrino di Lucca

Die Geschichte der Canestrino di Lucca

Canestrino di Lucca oder auch Cresputo nennt sich diese historische Tomate aus Italien. Sie stammt, wie man dem Namen schon entnehmen kann, aus Lucca im Norden der Toskana. Der größte Teil der Provinz Lucca besteht aus der Garfagnana, einer beeindruckenden Gebirgslandschaft mit dem 1946 m hohen Monte Pisanino.
Canestrino heißt übersetzt ins Deutsche „kleiner Korb oder Körbchen“ und beschreibt damit die Form der Früchte.

Canestrino di Lucca ist eine alte lokale Sorte mit einer großen Tradition. Über 100 Jahre lang wurde diese Tomate überwiegend von Familienbetrieben und Kleinbauern aus der Region angebaut und nur auf den lokalen Märkten angeboten. Die Canestrino-Tomate war in den 1960-er Jahren noch weit verbreitet und aus den Gärten in und um Lucca nicht wegzudenken. Jede Familie bewahrte damals ihr eigenes Saatgut sorgfältig auf.

Nachdem die Supermärkte aufkamen und mit ihnen auch die marktfähigen Hybridtomaten Einzug hielten, war es mit den traditionellen Tomatensorten vorbei. Mit den herkömmlichen Sorten konnte man kein Geld verdienen, sie waren viel zu unregelmäßig, empfindlich und nicht gut zu transportieren. Viele gute alte Sorten gerieten deshalb in Vergessenheit und verschwanden irgendwann ganz vom Markt. 

Als die gerippten Hybridsorten Einzug hielten, ging es auch der Canestrino-Tomate an den Kragen. In den 1990-er Jahren war die Sorte so gut wie ausgestorben und wurde kaum mehr angebaut. Dank einiger Landwirte, die ihr Saatgut weitergaben konnte die Slow Food Organisation die Sorte retten. Die Canestrino-Tomate wurde 2015 ins Biodiversitätsregister der Toskana aufgenommen und wird nun endlich wieder öfter angebaut.

Sortenbeschreibung

Die Stabtomate Canestrino di Lucca produziert mittelgroße, gerippte, rote Früchte. Die normalblättrigen Pflanzen tragen lichtes, mittelgrünes Laub und werden bei mir mit 2 oder 3 Trieben etwa 2 Meter hoch. Von der Befruchtung bis zur Erntereife vergehen bei dieser recht spät reifenden Sorte 75 Tage und mehr. In der Regel wachsen pro Rispe 4 bis 6 Tomaten heran. 

Im Durchmesser erreichen die Früchte 4 bis 7 cm, werden 6 bis 9 cm lang und bringen bis zu 250 g auf die Waage. Von der Form und Größe her sind die Tomaten etwas unterschiedlich, meist aber birnen- oder beutelförmig und vom Stielansatz ausgehend ungleichmäßig, aber deutlich gerippt. 

Beim Anschnitt wird das zart schmelzende rote Fruchtfleisch mit mehreren Fruchtkammern sichtbar. Die Früchte sind oft hohl, haben kaum Saft und nur wenig Samen. Die Haut ist weich, aber trotzdem weitgehend platzfest, der Geschmack hervorragend, aromatisch, fruchtig, süß, mit einer dezenten leichten Säure.

Übersicht

T366
Canestrino di Lucca
Wuchsform:Stabtomate, normalblättrig
Herkunft:Italien, Toskana
Fruchttyp: Beuteltomate
Fruchtfarbe: rot
Fruchtform: beutelförmig, birnenförmig
Fruchtgröße:
Ø 4 – 7 cm, ⇕ 6 – 9 cm
Fruchtgewicht:bis 250 g
Reifezeit:70 – 80 Tage – spät
Wuchshöhe:indeterminiert, ⇕ 200 cm
Geschmack:saftig, fruchtig, süß
Standort: Gewächshaus, Freiland
Ertrag: hoch

Meine Erfahrungen mit der Canestrino di Lucca

Canestrino di Lucca ist eine ertragreiche Stabtomate mit außergewöhnlich schön geformten Früchten und einem vorzüglichen Geschmack. Die Pflanzen sind robust und nur wenig krankheitsanfällig. Sie kommen mit der Hitze im Sommer und auch mit den oft kühleren Herbsttemperaturen hier im Vogtland gut zurecht. 

Beim geschützten Anbau unter Glas und Folie werden die Früchte sicher einige Tage früher reif. Meiner Meinung nach ist die Canestrino-Tomate unter freiem Himmel ebenso ertragreich und geschmacklich vielleicht sogar noch etwas besser als im Gewächshaus. Ein Regenschutz ist bei Tomaten ja generell zu empfehlen, aber bei dieser Sorte nicht zwingend notwendig.

Bei der Canestrino di Lucca bevorzuge ich den Freilandanbau. Meine Jungpflanzen werden nach den Eisheiligen im Abstand von etwa 80 cm ausgepflanzt und mit 2 bis 3 Trieben am Spalier aufgeleitet. Weil diese Sorte ziemlich spät reif wird, belegt sie einen der besten Plätze im Garten, wo sie auch im Herbst noch ausreichend Sonne abbekommt. Der Pflegeaufwand hält sich in Grenzen und beschränkt sich aufs Anbinden und Ausbrechen der Geiztriebe.

Der Boden wird bei mir im Garten immer mit Mulch abgedeckt. So bleibt er auch in trockenen Zeiten gleichmäßig feucht. Die Mulchschicht unterdrückt zudem das Keimen von Unkraut, liefert ausreichend Nahrung für die nicht zu unterschätzenden Tiere im Boden und ganz nebenbei spare ich mir damit auch noch Wasser und die Zeit fürs Gießen. 

Ab Mitte August werden bei mir die ersten Früchte reif. Je nachdem, was man mit den Tomaten vor hat, kann man sie schon ernten, wenn die Schultern noch grün sind oder warten, bis sie ganz ausgereift sind. Ich verwende die reifen Früchte hauptsächlich zur Herstellung von köstlichem Sugo für den Winter. Die Ernte erstreckt sich über Wochen und wenn es bei uns mal keinen frühen Frost gibt, lassen sich auch im Oktober noch wohlschmeckende Früchte ernten.

Bewertung     

Canestrino di Lucca ist wahrlich eine empfehlenswerte historische Tomate. Nicht umsonst wird sie in ihrer Heimat vergöttert und als die Königin der Tomaten bezeichnet. Alles in allem ist es eine hervorragende Sorte mit bildhübschen Früchten, vorzüglichem Geschmack und sicher eine Bereicherung für jeden Gemüsegarten.

Canestrino di Lucca ist das beste Beispiel dafür, was passiert, wenn wir uns nicht um unsere alten Kultursorten kümmern, sie pflegen und erhalten.

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